Frankreich: Messerattacke am Bahnhof Gare de Lyon
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den drei Verletzten um Passanten, die "eingegriffen" hätten und "durch Messerstiche und Hammerschläge verletzt" worden seien. Aus dem Polizeigewahrsam wurde er nach ersten Verhören und einer Untersuchung am Abend wieder entlassen. Seine psychische Erkrankung lasse eine Untersuchungshaft nicht zu, erklärte die Staatsanwaltschaft. Er sei daher zunächst in die psychiatrische Krankenstation des Polizeipräsidiums gebracht worden.
"Nach ersten, noch zu bestätigenden Erkenntnissen soll der Beschuldigte zuerst seinen Rucksack angezündet haben, bevor er ein Messer und einen Hammer herausholte und versuchte, eine Passantin zu schlagen, die ihm auswich", erklärte die Staatsanwaltschaft. Wie aus Polizeikreisen verlautete, setzten Passanten den Angreifer außer Gefecht, noch bevor die Bahnpolizei am Tatort eintraf. Ersten Ermittlungsergebnissen zufolge war der Mann obdachlos und nicht religiös. "Wir werden sehen, ob ein terroristisches Motiv ausgeschlossen werden kann", sagte Polizeipräfekt Nuñez.
Die Ermittler interessieren sich nun vor allem für ein noch zu verifizierendes Profil im Onlinedienst Tiktok, das unter dem Namen des Mannes angelegt wurde. In einem dort veröffentlichten, auf den 2. Dezember 2023 datierten Video schreibt der Konteninhaber: "R.I.P. in drei Monaten, möge Allah mich in seinem Paradies willkommen heißen". In anderen Videos drückt der Urheber seinen Groll gegenüber Frankreich aus und bezieht sich dabei auf die französische Militärintervention in Mali.
Am Gare de Lyon verkehren sowohl Inlandszüge als auch Züge in die Schweiz und nach Italien. Jedes Jahr werden an dem Bahnhof mehr als hundert Millionen Passagiere abgefertigt. Er gilt als größter Fernverkehrsknotenpunkt Frankreichs. Der Anschlag ereignete sich weniger als sechs Monate vor den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris. Zu dem Großereignis werden in der französischen Hauptstadt 15 Millionen Besucher erwartet.
In Pariser Bahnhöfen hatte es bereits mehrfach Angriffe auf Reisende gegeben, die aber keinen terroristischen Hintergrund hatten. Nach dem tödlichen Messerangriff eines jungen Islamisten auf einen Lehrer in Nordfrankreich im Oktober war die höchste Terrorwarnstufe im Land verhängt worden. Mitte Januar war die Warnstufe aber wieder herabgesetzt worden.