Ab Mittwochabend kündigt die Bahn 20-stündigen Warnstreik an
In dieser Zeit müssen sich die Fahrgäste der Bahn auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass sie mit "massiven Auswirkungen" auf den Bahnbetrieb rechnet. "Die DB wird so schnell und umfassend wie möglich informieren", hieß es in einer ersten Mitteilung. "Die vereinbarten Verhandlungstermine mit der DB werden wahrgenommen. Eine Urabstimmung für unbefristete Streiks, die mehrere Wochen in Anspruch nehmen würde, wird noch nicht eingeleitet", teilte die GDL mit.
Die Deutsche Bahn nennt die Ankündigung zwei Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde in einer Mitteilung "ein Unding". "Jetzt zeigt die Spitze der Lokführergewerkschaft ihr wahres Gesicht, sie war nie an Lösungen interessiert", wird DB-Personalvorstand Martin Seiler zitiert. "Das ist eine Zumutung für die Bahnreisenden. Dieser Streik ist völlig unnötig." Erst Ende der vergangenen Woche wurden demnach zwischen DB und GDL vier Verhandlungstermine vereinbart: der 16./17. November, der 23./24. November, der 5./6. Dezember und der 14./15. Dezember.
Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten am vergangenen Donnerstag begonnen. Bereits vor und nach der ersten Verhandlungsrunde hatte es Signale gegeben, dass es zu einem Arbeitskampf der GDL kommen könnte. GDL-Chef Claus Weselsky hatte angedeutet, dass er eine Tarifrunde ohne Streiks für wenig wahrscheinlich halte. Der bisherige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ist Ende Oktober ausgelaufen.
Was die GDL erreichen möchte durch die Warnstreiks: eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr. Außerdem fordert die Gewerkschaft für Beschäftigte im Schichtdienst eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sowie steuerfreie Inflationszahlungen von 3000 Euro. Die Deutsche Bahn wiederum bot 11 Prozent mehr Lohn an sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich hingegen lehnte der Konzern ab. In ihrem Warnstreikaufruf kritisierte die GDL am Dienstag vor allem, dass die Vertreter der Deutschen Bahn keinen Verhandlungsspielraum bei der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter sehen. "Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", lautete der Kommentar des Gewerkschaftschefs Claus Weselsky zum Angebot der Bahn.
Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn. Sie vertritt viele Lokführer, verhandelt aber auch für weitere Berufsgruppen, etwa Zugbegleiter oder Teile der Verwaltung. Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher in 18 von rund 300 Betrieben an und betont, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10.000 Bahnbeschäftigte betroffen.
Das Potenzial für große Beeinträchtigungen im Bahnverkehr ist bei GDL-Arbeitskämpfen dennoch groß - eben weil vor allem viele der eminent wichtigen Lokführer Mitglieder sind. Zudem ruft die GDL auch explizit jene Gewerkschaftsmitglieder zum Ausstand auf, die nicht in den 18 Betrieben arbeiten, in denen nach GDL-Tarifverträgen bezahlt wird.
Der GDL-Aufruf zum Arbeitskampf richtet sich nicht nur an Beschäftigten der Deutschen Bahn, sondern auch an jene anderer Unternehmen, bei denen die Gewerkschaft derzeit neue Tarifverträge verhandelt. Die Deutsche Bahn ist aber in Deutschland das mit Abstand größte Eisenbahnunternehmen - der bundeseigene Konzern steht daher bei einem Warnstreik im Fokus.
Die Deutsche Bahn hat währenddessen ihre Kunden angesichts des Warnstreiks aufgerufen, Reisen zu verschieben. "Der GDL-Streik verursacht vom 15.11. abends bis einschließlich 16.11. bundesweit massive Beeinträchtigungen des Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehrs der DB", schrieb der Konzern am Dienstagabend bei X, früher Twitter. "Bitte verschiebt Eure Reisen." Fahrgäste, die ihre für Mittwoch und Donnerstag geplanten Reisen verschieben möchten, könnten ihre Tickets zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben. "Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden."
Die Deutsche Bahn wird dennoch im Fernverkehr einen Notfahrplan anbieten. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", hieß es in der Mitteilung.
Im Regionalverkehr ist es ebenfalls das Ziel der Bahn, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. "In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben", teilte der Konzern mit.